Besuch der Aufführung „Dantons Tod“ im E.T.A Hoffmann Theater
Am 02.02.2023 war es soweit, ein weiterer Theaterbesuch stand für Schüler:innen aus der Q12 und Q11 auf dem Programm, um sich zusätzlichen Wissen für ihr bevorstehendes Abitur anzueignen. Voller Vorfreude durften die Deutschkurse von Frau Friedel und Frau Flache in den Rängen des großen Saals im E.T.A Hoffmann Theater Platz nehmen, bevor sich die Vorhänge öffneten und die Inszenierung von Philipp Arnold begann.
„Dantons Tod“ von Georg Büchner spielt sich in Frankreich im Jahr 1794 ab, seitdem waren nun schon fünf Jahre vergangen nach dem Sturm auf die Bastille. Zu dieser Zeit waren bereits die Monarchie gestürzt, die Republik gegründet und die Menschenrechte verkündet. Doch eine Euphorie, wie zu Beginn der französischen Revolution, durchströmte die Gesellschaft Frankreichs schon lange nicht mehr. Frankreich befindet sich nun mitten in einer Krise. Das Volk hungert und lässt sich für fremde Ziele missbrauchen, es sind bereits hunderte von Köpfen gerollt und unter den Revolutionären herrscht Uneinigkeit und Terror. Der Traum von „liberté, égalité und fraternité“ ist schlichtweg zerplatzt. Die Revolutionäre Danton und Robespierre wollten einst gemeinsam die vom Adel dominierte Gesellschaft verändern, doch nun sind die beiden zu ideologischen Antagonisten geworden. Büchners Revolutionsdrama beschäftigt sich hauptsächlich mit der Frage, ob die Notwendigkeit und Legitimität von Gewalt zur Verfolgung politischer Ziele berechtigt sei. Zudem strotzt das Drama nur so von thematischer Aktualität. Denn es werden Themen, wie beispielsweise das Verhältnis von Politik und Moral, die Rechtfertigung von Macht sowie die persönliche Schuld und ethische Zweifel aufgegriffen.
Philipp Arnolds Inszenierung von „Dantons Tod“ beginnt und endet mit einem bizarren
Puppenspiel, bei dem Dantons Kopf rollt. Dazwischen muss der von der Revolution erschöpfte
Danton seine letzten Lebenstage immer wieder erleben. Oft lassen sich die drei Schauspieler Stefan Herrmann, Leon Tölle und Barbara Wurster gleichzeitig als Danton identifizieren, denn sie sprechen im Chor große Monologe frontal ins Publikum, wobei sich lediglich ihre Gestik und Mimik unterscheidet. Diese dreistimmige Besetzung Dantons geht auch mit der vielfältigen
Charakterisierung Dantons einher. Denn dieser war zugleich ein Nihilist, ein herausragender
Rhetor aber auch ein Hedonist. Zusätzlich verkörpern die drei Schauspieler Robespierre, Camille Desmoulins, Julie und St. Juste.
Das Bühnenbild lässt das Publikum mit allen Sinnen teilhaben. Das kontrastierende kalte Schwarz und Weiß lässt sich überall finden. Sei es die schwarzweiße Kleidung der Schauspieler oder auch der schwarze Vorhang mit weißen Streifen, welcher an Käfiggitter erinnert. Zusätzlich wird ein düsterer Klangteppich aus bedrohlich leisem Pochen geschaffen, welcher sich parallel mit dem Spannungsanstieg intensiviert. Zudem ist die Bühne oft unangenehm grell erleuchtet, wodurch ein umso größerer Kontrast geschaffen wird, wenn der mordwütige Robespierre auftritt und das Licht in ein blutiges Rot umschwenkt.
Direkt am darauffolgenden Tag konnten wir Schüler:innen unsere Meinungen zu der Inszenierung
„Dantons Tod“ im Deutschunterricht austauschen und besprechen. Alle waren vom
Theatererlebnis, der grandiosen schauspielerischen Leistung sowie der Umsetzung der Thematik hellauf begeistert und damit war dieser Theaterbesuch ein wahrhafter Erfolg.
Lilian Herzog, Q12