Selbstfindung, Mutterliebe, Kleider und Fischbein.

Der Deutschkurs der 11. Klasse von Frau Dr. Horn unternahm am Dienstag, dem 11.02.2020, eine Exkursion nach Nürnberg in das Germanische Nationalmuseum und erhielt dort Informationen über die Romantik und die Mode im Wandel der Zeit.

Im Germanischen Nationalmuseum wurde zu Beginn der Führung zur Epoche der Romantik ein Gemälde gemeinsam mit der Museumsführerin beschrieben. Wir bestimmten den Vorder-, Mittel- und Hintergrund. So waren im Vordergrund zwei Frauen auf einer Wiese zu sehen, die Kühe hüteten. Dabei redeten diese entspannt miteinander, während sie vor einer Eiche saßen. Im Mittelgrund konnte man einen Fluss, eine Ruine und eine Palme erkennen. Im Hintergrund sah man eine Stadt mit einer Kirche und einer Burg. Dahinter waren die Alpen abgebildet. Das Gemälde zeigte eine Landschaft in Italien, bei dem sich teilweise die Elemente im Gemälde widersprachen, denn eine Palme braucht andere Wetterbedingungen als eine Eiche, um ein konkretes Beispiel zu nennen. Außerdem nutzte der Maler die Stadt, um eine Art Zeitstrahl aufzuzeigen, indem er Elemente aus dem Mittelalter mit denen aus der Antike vermischte. Es wurde klar, dass es sich um eine Ideallandschaft handeln musste. Die Romantik wollte ein Ideal schaffen, in dem die Menschen weniger Wert auf Arbeit legen sollten, sondern vielmehr auf sich selbst.

Danach wurden wir in fünf Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe sollte ein Gedicht und ein dazu passendes Bild interpretieren. Es wurden die Gedichte „An meinem Herzen, an meiner Brust“, „Mondnacht“, „Italien“, „Friedrichs Totengräber“ und „Mittelalter“ vorgetragen. Dabei wurden die Mutterliebe, die Verbundenheit zur Natur, die Sehnsucht und die schwarze Romantik thematisiert. „An meinem Herzen, an meiner Brust“ von Adelbert von Chamisso beschreibt die Mutter-Kind-Beziehung und geht dabei insbesondere auf die Gefühle ein. In der Romantik entstand zum ersten Mal der Gedanke der Mutterliebe. Auf dem dazugehörigen Bild sah man zwei Mädchen und einen Jungen. Die Mädchen waren der Mutter zugewandt, während der Junge eher abseits, halb verdeckt von einem Mantel, stand. Dies zeigte die Rollenverteilung der Mädchen und Jungen im 19. Jahrhundert: Die Männer, die das Geld nach Hause bringen sollten, und die Frauen, die von ihrer Mutter lernten, wie man den Haushalt zu führen hatte. Im Hintergrund sah man eine Landschaft, welche die wichtige Rolle der Natur für die Romantiker verdeutlichte.

Nach einer zehnminütigen Pause ging es mit der nächsten Museumsführung „Mode im Wandel der Zeit“ weiter.

Die ersten Kleidungsstücke, die uns gezeigt wurden, stammten aus dem späten Mittelalter. Charakteristisch für diese Zeit waren die Goldverzierungen, die Schulterpolster, der Rock sowie die verschiedenfarbigen Ärmel, die die Farbe eines Wappens wiedergaben. Als nächstes wurden uns Kleider aus dem 18. bis 19. Jahrhundert gezeigt. Frauen trugen ausschließlich Röcke, Kleider und Korsette. Die Korsette und die Halterungen der Röcke wurden aus Fischbein (Barten des Wales) hergestellt. Diese waren durch ihre Flexibilität vorteilhaft. Man dachte, dass Korsette gesundheitsfördernd wären und so einem Buckel vorgebeugt werden könnte; deswegen wurden teilweise sogar Babys in ein Korsett gekleidet. Heutzutage ist es eine Selbstverständlichkeit, dass das genaue Gegenteil der Fall ist. Die wohlhabenden Männer trugen Kleidung, die ihre Körperform kaschierten, und kleideten sich mit einer Art Rock. Dieser verlieh den Männern eine weibliche Ausstrahlung. Sie wollten damit ausdrücken, dass sie, so wie ihre Frauen, „nichts machen“ müssten, da sie genug Geld hatten, um nicht zu arbeiten. Dabei ließ man die Arbeit im Haushalt, die die Frauen bewerkstelligten, außer Acht. Weiterhin erfuhren wir etwas über die Kleidung während der

Französischen Revolution und wie diese als politisches Statement fungierte. Die Menschen wollten sich von den vorherigen Zwängen befreien und begannen, lockere und provozierende Kleidung zu tragen. Zusätzlich wurden uns einige Informationen zum Kleidungsstil der Biedermeierzeit, der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und der 50er und 60er Jahre vermittelt. In den 50ern kam der Petticoat, ein Tüllrock, auf und Frau Horn erzählte daraufhin stolz von ihrem damaligen Exemplar. Die Führung endete mit einer Levis Jeans, die zum ersten Mal auch von Frauen getragen wurde und unsere Mode bis in die heutige Zeit prägt.

Daraufhin durften wir nachgeschneiderte Kleider aus den damaligen Zeiten tragen, deren Vorbilder vom späten Mittelalter bis zu den 1902er Jahren reichten. Nach einer einstündigen Pause kehrten wir mit dem Zug wieder nach Bamberg zurück.

Katja Kunz, Q11