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Der Libanon ist legendär, ein Ort der Sehnsucht, seit Jahrmillionen mit über 3000 Meter hohen Gipfeln, die ewiger Schnee bedeckt. Die mächtigen Zedern, die größten Bäume des Nahen Ostens, ragen im Quellgebiet des lebensspendenden Wassers auf, seine Ströme ergießen sich in die staubtrockenen Ebenen. Sechzigmal wird er in der Bibel erwähnt. Einerseits.

Andererseits befindet sich der Libanon jedoch in einer „beispiellosen Krise“, wie Papst Franziskus formuliert hat. Die politischen Parteien sind zerstritten. In der einstigen „Schweiz des Nahen Ostens“ herrschen Chaos, Kriminalität und Korruption. Rund 70 % der Libanesen leben unterhalb der Armutsgrenze. Trotzdem ist der Libanon Spitzenreiter bei der Aufnahme von Flüchtlingen: Auf 7,8 Millionen Libanesen kommen rund 2 Millionen Menschen aus Syrien und 400.000 aus Palästina. Diese Solidarität hat auch Probleme zur Folge. Es mangelt an fast allem, sogar Trinkwasser wird zum Luxusgut. Die Mammutaufgabe bleibt, Migranten zu integrieren und gleichzeitig Anreize für die Bevölkerung zu schaffen, das Land nicht zu verlassen.

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Um diese komplexe Krise mit Erfahrungen aus erster Hand zu verdeutlichen, hatte der Kurs 2k2 einen außerordentlich kompetenten Gast: Die 45-jährige Noha Roukoss sieht jeden Tag das Leid der Flüchtlinge und Arbeitsmigrantinnen im Libanon. Seit 2000 arbeitet sie für die Caritas Libanon als Expertin zu Fragen von Migration, Menschenhandel und Menschenrechten. Da ist etwa das Schicksal der Hausangestellten: täglich werben zwielichtige Agenturen in Ländern Afrikas und Asiens Frauen für die Arbeit in den Haushalten gutgestellter Libanesen an. Man geht davon aus, dass im Libanon bis zu einer halben Million Frauen dort arbeiten. Für die meisten jedoch wird der Traum, gutes Geld zu verdienen und die Familie in der Heimat zu unterstützen, zum Alptraum, denn: Das Kafala-System ist unmenschlich und endet für manche erst mit dem Tod. Das Caritas-Zentrum für Geflüchtete und Arbeitsmigrantinnen in Beirut ist feste Anlaufstelle für Arbeitsmigrantinnen, die jeden Tag in libanesischen Haushalten ausgebeutet, misshandelt und vergewaltigt werden. Fliehen diese Betroffenen aus ihrem Martyrium, sind sie fortan illegal im Land, da die Arbeitgeber ihnen als „Bürge“ (arabisch „Kafil“) alle Papiere genommen haben. In den Schutzhäusern der Caritas kommen die geschundenen Frauen unter. Sie erhalten medizinische und psychologische Hilfe sowie rechtliche Unterstützung auf ihrem Weg, wieder nach Hause zu gelangen. Ein liebevolles Team ist für die Traumatisierten da. Noha Roukoss firmiert aktuell als „Portfolio Manager - Protection“ der Caritas Libanon, bringt über 20 Jahre Erfahrung mit und entwickelte Standardarbeitsanweisungen für Ministerien und die Justiz; seit 2008 publiziert sie zudem regelmäßig zum Thema und entwickelt Medienkampagnen. Ihr Schwerpunkt ist die Stärkung der Rolle der Frau.

So wird konkrete Solidarität aus den vielleicht berühmtesten Sätzen des Zweiten Vatikanischen Konzils, mit denen die Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ beginnt: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihrem Herzen Widerhall fände.“

B. Franze

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