Zu einem ganz besonderen Abend luden die Mittelstufenbühne unter der Leitung von Daniel Seniuk und die SoR-Gruppe des KHG unter der Leitung von Frau Dorsch am vergangenen Donnerstag ein. Unter dem Titel Jugendlicher Widerstand – was geht mich das an? ging es um die Frage, was junge Menschen dazu bewegt, sich politisch und gesellschaftlich zu engagieren.
Im ersten Teil der Veranstaltung zeigten die Schauspieler*innen der Theatergruppe Szenen aus dem Leben der Geschwister Scholl: Wie kam es zu dem Willen, Widerstand zu leisten? Welchen Gefahren setzt man sich und andere aus, wenn man Freunde und Familienmitglieder zu Mitwissern macht? Wie geht man mit dem Wissen um, dass das eigene Engagement tödlich enden kann? Und was bringt einen Menschen dann dazu zu sagen: ich tue es trotzdem! Unterbrochen wurde die Szenenfolge immer wieder vom Vortrag einzelner Hymnentexte und Gedichte, die davon zeugten, welch zentrale Bedeutung dem Gefühl, etwas Großes, etwas für die eigene Nation, das eigene Volk leisten zu können bei der Suche nach dem Motiv für eigene Engagement zukommen kann – ein Stück weit kontrastiert durch die Motivlage bei Hans und Sophie Scholl, die vor allem auch eine moralische Pflicht für ihr Tun sahen, sich und ihre Altersgenoss*innen aber dennoch auch in der Pflicht sahen, für ein besseres, eine ehrenhaftes, ein tugendhaftes Deutschland Widerstand zu leisten.
Im zweiten Teil der Veranstaltung fand eine Gesprächsrunde statt, bei der Patrick Nitzsche, der – ehrenamtlich tätige – Antisemitismusbeauftragte der Stadt Bamberg und Jakob Trenkle, Mitglied im Orgateam Fridays for future Bamberg und Oberstufenschüler am KHG, auf dem Podium saßen. Fachkundig moderiert wurde das Gespräch von Lilliy Paetow (10b) und Franzi Roßbach (q12) von der SoR-Gruppe am KHG.
Thematisiert wurde zunächst die Frage, wie Patrick Nitzsche und Jakob Trenkle zu ihrem jeweiligen Engagement gekommen sind und woraus ihre Tätigkeit im Wesentlichen besteht. Herr Nitzsche machte dabei deutlich, dass ihn Geschichte und Politik schon in der Schule interessierten, dass ihm aber nie klar wurde, was die vor allem in Geschichte besprochenen Inhalte mit seinem eigenen Leben zu tun hatten. Dies wurde ihm erst durch einen längeren Auslandsaufenthalt und auch die Begegnung mit modernen Formen des Antisemitismus in Deutschland klar. In diesem Zusammenhang betonte er auch, wie wichtig es seines Erachtens im Unterricht wäre, diese konkreten Zusammenhänge herzustellen, damit Schüler*innen klar würde, welchen weiterführenden Sinn die Beschäftigung mit der Vergangenheit auch für ihr eigenes Leben in der Gegenwart und in der Zukunft hat. Jakob Trenkle führte aus, dass sein eigenes Engagement vor allem durch das politische und gesellschaftliche Engagement seiner Eltern geweckt und gefördert wurde. Beide Gäste unterstrichen, dass Jugendliche zum Engagement bereit sind: wenn sie dessen Bedeutung erkennen können, wenn sie daran glauben können, tatsächlich auch gehört zu werden und etwas bewirken zu können und - wenn Sie über bestimmte Zusammenhänge informiert und aufgeklärt und über Beteiligungsmöglichkeiten in Kenntnis gesetzt werden.
Diese Ansichten wurden auch durch Wortmeldungen aus dem Publikum unterstützt. Als Möglichkeit zur Verbreitung von Informationen wurde neben den Sozialen Medien auch Aushänge und die Mitwirkung von Initiativen wie Schule ohne Rassismus oder auch dem von Lilly Paetow vorgestellten Bundesprogramm Demokratie leben! genannt. Bei ersterem können interessierte Schüler*innen des KHG mitwirken – die Gruppe trifft sich jeden Montag in der 7. Stunde in C15. Demokratie leben! unterstützt u.a. die Partnerschaft für Demokratie in Bamberg und fördert mit Bundesmitteln Projekte zur Förderung der Demokratie in der Stadt Bamberg. Junge Menschen zwischen 14 und 28 können dort Förderanträge einreichen oder aber als Mitglied des Jugendforums selbst über die Bewilligung von Geldern entscheiden.
Von allen Gesprächsteilnehmer*innen betont wurde auch immer wieder die Wichtigkeit, nicht wegzuschauen oder wegzuhören, wenn man Diskriminierung und antidemokratischen Aussagen begegnet. Patrick Nitzsche beispielsweise verwies auf die Möglichkeit, gravierendere antisemitische Vorfälle bei ihm oder der Polizei zu melden, wichtig sei dabei jedoch, sich nicht selbst in Gefahr zu begeben.
Bei manchmal vielleicht auch nur unbedachten Äußerungen in der Schule oder im Freundeskreis, hilft es, den eigen Unmut konkret auszusprechen, eine Richtigstellung einzufordern. Selbst wenn das, wie eine Betroffene berichtete, eventuell dazu führt, dass man belächelt oder sogar angefeindet wird. Ignorieren ist jedoch keine Lösung. Vielmehr gilt es, durch viele kleine Schritte, durch viele Mutige, die solche Verfehlungen ansprechen, ein Klima zu schaffen, in dem immer mehr den Mut haben, Dinge, die sie verletzen oder von den sie sich diskriminiert fühlen, zu melden oder klarzustellen – damit sie im Idealfall erst gar nicht mehr vorkommen.
Abschließend wies Franzi Roßbach noch darauf hin, dass man auch bei Ungerechtigkeiten, die sich weit weg ereignen und auf die man scheinbar keinen Einfluss hat, nicht untätig bleiben muss. So könne man die Demonstrierenden Im Iran beispielsweis durch einen Proxy-Browser oder durch Weiterverbreitung von Informationen unterstützen. Jakob Trenkle ergänzte, dass anders als von der Bundesregierung verlautet auch Deutschland als größter Handelspartner innerhalb der EU über Sanktionen durchaus Einflussmöglichkeiten im Iran hätte: hier läge es an uns Bürger*innen, der Politik gegenüber Druck aufzubauen.
Insgesamt gingen die Besucher*innen des Abends durchaus positiv gestimmt nach Hause: zwar wurde deutlich, dass es eine große Menge an gesellschaftlichen und politischen Problemen gibt – genauso deutlich wurde aber auch, dass es junge Menschen gibt, die bereit sind, sich zu engagieren und nicht alles widerstandslos hinzunehmen. Der Themenabend am KHG zeigte, dass sie nicht allein sind, wo man Mitstreiter*innen für die eigene Sache finden und wie Engagment gelingen kann.
D. Dorsch