Satanismus: Chemiker zu 15 Jahren verurteilt
Diese Schlagzeilen schockierten die ganze Nation. Denn am 11.02.2022 wurde der deutschlandweit bekannte Akademiker Dr. Heinrich Faust in den Punkten Kindesmissbrauch, Totschlag und Blasphemie angeklagt und wegen der letzten beiden Anklagepunkte verurteilt.
Diese Inszenierung einer Gerichtsverhandlung ist jedoch nur eine von vielen Dingen, die wir meisterten, um das Drama „Faust“ von J. W. von Goethe für unsere Generation zugänglicher zu machen. Im Folgenden werden wir also die absurde Lebens- und Leidensgeschichte des Gelehrten darlegen und erklären, wie sich unser Deutschkurs unter der Leitung von Frau Friedel damit kreativ und produktiv auseinandergesetzt hat.
Zu Beginn unserer Schullektüre beschäftigten wir uns mit den Charakteren und den zentralen Themen des Dramas, wie Magie, moralisches Handeln, oder auch den sexuellen Trieben. Vor allem der wissbegierige und ambitionierte Protagonist, Dr. Heinrich Faust, und seine Liebhaberin Gretchen spielten hierbei eine bedeutende Rolle.
Doch wir setzten uns auch mit den beiden Prologen „Zueignung“ und „Vorspiel auf dem Theater“
auseinander, welche das schwierige Verhältnis zwischen Dichter, Werk und Publikum thematisieren und über Sinn, Zweck und Form der Theaterinszenierung diskutieren.
Sogar der berühmte Schriftsteller und Dichter, J. W. von Goethe höchstpersönlich, wurde also manchmal von Schreibblockaden und Interessenskonflikten geplagt.
Sehr ausführlich befassten wir uns außerdem mit der Wette zwischen dem Herren und dem Teufel, Mephistopheles, welcher Faust stellvertretend für die gesamte Menschheit prüfen soll. Mit Hilfe von szenischen Lesungen in „Prolog im Himmel“ kamen wir zu dem Schluss, dass Mephisto das pessimistische Menschenbild verkörpert, indem er die Menschen mit nutzlosen Insekten vergleicht und diese als eine Art Plage, Fehlbildung und Selbstbetrug betrachtet, was man teilweise doch auch nachvollziehen kann.
Wohingegen Gott, oder der Herr, seiner Kreation optimistisch zugewandt ist, überzeugt davon, dass der Mensch gut sei, solange er nach der schönen Seele strebt. Ein passendes und allseits bekanntes Zitat, das man sich auf jeden Fall für zukünftige Tischgespräche merken sollte, ist:
„Es irrt der Mensch, solange er strebt.“ (Faust: Prolog im Himmel V. 317)
Anschließend beschäftigten wir uns mit der Gelehrtentragödie, Fausts midlife crisis. Als der Gelehrte die äußerst begrenzten Ausmaße der menschlichen Erkenntnisfähigkeit begreift, beschließt er, die Magie als möglichen Weg zur Allwissenheit jenseits der allgemeinen Belesenheit zu nutzen. Die darauffolgenden sogenannten Entgrenzungsversuche des Faust waren der Auftakt zu unserem Instagram Account
„faustistraus“.
Um die typische Instagram-Etikette nun auch in dem schulischen Projekt zu etablieren, erstellten wir zuallererst ein paar Hashtags zu Fausts Lebenskrise, wobei unter anderem die Wörter #Trübsal und
#verzweifelt fielen. Dies führten wir in jedem weiteren Post genauso fort, was auf jeden Fall dabei half, die Themenschwerpunkte der jeweiligen Szenen genauer zu definieren.
Außerdem arbeiteten eine Klassenkameradin daran, Fausts Beschwörung des Erdgeistes in der Szene
„Nacht“ nachzuspielen. Wir nahmen dazu verschiedene Bilder auf und dachten uns gemeinsam einen passenden Dialog zum Geschehen aus, welchen man ähnlich wie in einem Podcast erst aufnimmt und dann abspielen kann.
Unser Kurs erstellte dann in Gruppenarbeiten noch weitere Posts, u.a. Memes, Graf-Izze, WhatsApp- Verläufe und drehte Videos, welche die Szenen modern und klar verständlich widerspiegeln sollten. Zu jedem Instagrambeitrag erstellten wir auch verschiedene Hashtags, die die Themenschwerpunkte der Szenen wiedergaben. Diese erleichterten ungemein den Inhalt zu verinnerlichen und ermöglichten es uns, den doch schon älteren Stoff auf moderne Weise zu analysieren.
Es bereitete uns anfangs zwar Schwierigkeiten, die Beiträge in chronologischer Reihenfolge zu veröffentlichen, allerdings wurde dieses Problem mit Hilfe von ausführlicher Kommunikation unter den Klassenkameraden recht schnell behoben.
Anschließend beschäftigten wir uns mit der Szene „Vor dem Tor“, welche Fausts inneren Konflikt
thematisiert. Einerseits wird er durch das Menschsein und sein Verlangen nach Liebe eingeschränkt, andererseits strebt er nach einem höheren Wesen und nach Entgrenzung. Hierzu erarbeiteten wir uns ebenfalls einen Instagram Beitrag und stellten dabei fest, dass Faust eine Überwindung dieser beiden
Gegensätze anstrebt, um in Bezug auf Goethes klassisches Weltbild, inneren Frieden, Harmonie und vor allem die schöne Seele zu erlangen.
Wir haben auch Fausts erste Begegnung mit Mephisto, dort in der Form eines Pudels, neu interpretiert, indem wir WhatsApp-Chats zwischen Faust und Wagner erstellten, die die verschiedenen Gedankengänge der beiden zum Ausdruck bringen. Die teils sehr amüsanten Ergebnisse haben wir dann schließlich auf unserer Instagram Seite gepostet.
Mephisto versucht Faust im Laufe der Handlung immer wieder seinen sehnlichsten Wunsch nach dem Erlangen der Allwissenheit zu erfüllen, damit der Teufel wiederum seine Wette mit dem Herren gewinnt. Infolgedessen haben wir uns auch mit diesem grundlegenden Thema des Dramas auseinandergesetzt, indem wir mit Hilfe eines Arbeitsblattes die beiden sehr unterschiedlichen Ansichten der Protagonisten ermittelt haben.
Liebe, obwohl für Faust nicht sonderlich wichtig, ist auch ein maßgeblicher Aspekt des Dramas. Wir haben im Unterricht die naive, bewundernswerte Liebe von Gretchen, Fausts Liebhaberin, mit der triebhaften und zerstörerischen, beinahe manischen, Liebe des Gelehrten verglichen und sind zu dem Entschluss gekommen, dass die Charakterzüge der beiden zu unterschiedlich sind, um in einer gesunden Beziehung zu fungieren, vom Altersunterschied mal abgesehen.
Faust Verwandlung in der Hexenküche ist der Punkt des Dramas, an dem die Handlung rasch an Spannung gewinnt. Damit die Bedeutung, Absurdität und Irrationalität dieser Szene besser verständlich wurde, schauten wir uns einen Teil der Inszenierung dieses Dramas auf YouTube an. Obwohl manche von uns diese ein wenig verstörend fanden, verdeutlichte uns das nur, wie unterschiedlich die Welten des gediegenen Gelehrten und des trickreichen Teufels eigentlich sind.
In der Hexenküche trifft Faust auch auf Helena, die seine sexuellen Triebe erweckt. Er erhält das Bedürfnis nach der wahrhaftigen Liebe, einen Liebestrank und die Frische seiner zwanziger Jahre wieder zurück - alles gratis natürlich, wenn man von seiner Seele und seiner geistigen Zurechnungsfähigkeit absieht.
In der Szene „Der Nachbarin Haus“ greift Mephisto vor allem auf seine manipulativen Fähigkeiten zurück, um ein Treffen zwischen Faust und Gretchen zu veranlassen, da Marthe Gretchen mit zu der Totenzeugschaft ihres Mannes nehmen soll. Dies schafft er auch, indem er die leicht zu beeinflussende Marthe auf eine Verabredung einlädt.
Um die folgenden Szenen, die sehr handlungsreich sind, besser zu verstehen, haben wir Graf-Izze angefertigt und auch auf Instagram gepostet. Diese haben wir anschließend ausführlich mit dem Kurs besprochen und interpretiert und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Liebe zwischen Faust und Gretchen von Anfang zum Scheitern verurteilt war und alle Faktoren einer langwierige Beziehung der beiden entgegen spielte.
In der Szene „Trüber Tag“ wird Faust ernüchtert oder auch entnüchtert, da er von Gretchens Gefangenschaft und deren Grund erfährt. Danach versucht Faust Mephisto in dem ersten Prosatext des Dramas zu überzeugen, Gretchen zu befreien. Doch Mephisto verhöhnt nur diese typische Reaktion eines Menschen, nämlich sich mit dem Teufel einzulassen, aber nicht die Konsequenzen tragen zu wollen, genau wie Faust, der „fliegen [will] und vorm Schwindel nicht sicher [ist]“. (Faust: Trüber Tag Z. 32 f.)
Die Szene „Nacht“ dient hier als retardierendes Moment, da man als Leser glaubt, dass Gretchen jetzt ihren Jungfrau-in-Nöten-die-von-einem-Prinzen-gerettet-wird-Moment haben könnte. In der letzten Szene des Dramas „Kerker“, in der wir Gretchens inneren Zustand ermittelt haben, wird jedoch deutlich, dass sie sich schlussendlich gegen Faust entscheidet und beschließt, von Gott gerichtet zu werden, um sich dadurch zu retten. Zum einen spielt Gretchens Glauben eine Rolle, da Faust immer noch mit dem Teufel im Bunde ist und sie Angst hat, in die Hölle zu kommen, aber auch das Verderben, das Faust über Gretchen gebracht hat, ist von Bedeutung. Ihr Elend reicht von der Ermordung ihrer Mutter und ihres Bruders bis hin zum Tod ihres Kindes, den Gretchen zwar selbst verschuldet hat, aber aufgrund von Fausts Abwesenheit keine andere Wahl hatte, als das Kind umzubringen. Auch ihr Wahnsinn, den sie ihrem Ex zu verdanken hat, war Grund für diese Reaktion.
Um Faust genauso zu richten, wie Gretchen gerichtet wurde, haben wir zum Abschluss dieser Unterrichtseinheit eine Gerichtsverhandlung für Faust inszeniert, bei der er im Gegensatz zu Gretchen vor ein weltliches Gericht gestellt wurde. Dort wurde er zu einer unserer Meinung nach verdienten Strafe von 15 Jahren verurteilt. Denn Mord, sogar wenn es die zukünftige Schwiegermutter ist, sollte nicht toleriert werden.
„Der Begriff gehirngerechtes Lernen stammt von [der deutschen Managementtrainerin und Sachbuchautorin] Vera F. Birkenbihl. Es sind neue Lernmethoden, die der Arbeitsweise des Gehirns entsprechen und besonders effizient Verknüpfungen ermöglichen.“1 Die genannten kreativen und produktiven Arbeitsweisen stellen also auf jeden Fall eine Bereicherung für unseren Deutschkurs dar und gehören definitiv in die Kategorie „Gehirngerecht“. Der Instagram Account war hierbei eine ideale Ergänzung, um das im Unterricht erworbene Wissen zu strukturieren und zu verinnerlichen und wir hoffen, dass wir auch in Zukunft auf diese Weise moderne Lernmethoden anwenden werden, um den Lernplan ansprechender für unsere Generation zu gestalten.
Autorinnen: Merle Hofmeister und Greta Papritz
O. Friedel