All das erlebten wir vor Weihnachten im GEO-Zentrum an der Kontinentalen Tiefbohrung in Windischeschenbach. Dorthin brachen wir, die Schüler und Schülerinnen der Klassen 5b und d, zusammen mit unseren Geographielehrern Frau Helms und Herrn Dr. Fischer mit dem Bus auf. Am Steuer: unser Mathelehrer und zweiter Schulleiter Herr Oberleitner.
Wer hätte gedacht, dass am Rande des beschaulichen, oberpfälzischen Windischeschenbachs das tiefste Bohrloch der Welt in kristallinem Gestein zu finden ist? 9101 m tief, wenn auch mit nur 71 bis 16,5 cm Durchmesser. Die Bohrmeißel verschiedenster Größen aus Wolframcarbit konnten wir auf dem Gelände des Bohrturms bestaunen; alle 100 m mussten sie während der aktiven Bohrung mit einem riesigen Flaschenzug ausgetauscht werden. Bei einer Tiefe von 7200 m war es laut Herrn Uhl, Mitarbeiter an der KTB, mit etwa 276°C so heiß, dass die Elektronik der Bohranlage ausfiel und die Geowissenschaftler blind weiterarbeiten mussten. So liegt heute das Ende der Tiefbohrung nicht genau unter dem Bohrturm, sondern 300 m westlich davon. Das ist allerdings in Anbetracht einer Entfernung von 6371 km von Erdkruste zu Erdkern völlig unbedeutend.
Am spannendsten wurde es für die meisten von uns im Erdbebensimulator. Auf Knopfdruck rüttelte uns ein Beben der Stärke 7 durch und wir konnten uns ein wenig in die Situation der Menschen versetzen, die in Marokko oder der Türkei ein solches erleben mussten. All diese Wellen zeichnet der Seismograph im GEO-Zentrum auf! Zum Glück müssen wir in Deutschland nur in Gegenden wie dem Oberrhein- oder Egergraben wackelnde Gläser im Schrank fürchten.
Zuletzt erarbeiteten wir in einem Workshop das Prinzip der Plattentektonik sowie das Driften der Kontinente. Viele interessante Materialien zum Anfassen und Ausprobieren, wie Zauberknete, Lavalampe, Styroporplatte, Puzzle oder Reliefglobus, halfen uns die Konzepte zu begreifen. Aber stimmt es wirklich, dass Afrika immer weiter auf Europa zu driftet, so dass wir bald nicht mehr im Mittelmeer baden können? Oder würden wir wirklich auf Erbsengröße geschrumpft, wenn wir Jules Vernes‘ Reise zum Mittelpunkt der Erde unternehmen würden? Wer weiß. Auf alle Fälle reisten wir lieber auf der uns vertrauten Erdkruste zurück zum Kaiser-Heinrich-Gymnasium nach Bamberg - erschöpft, aber auch erfüllt von einem erlebnisreichen Tag an der KTB in Windischeschenbach.
Klasse 5d, Julika Helms