„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Es ist Mittwoch, der 13.09., 8:15 Uhr. Zwei Deutschkurse der 12. Klasse steigen in den Bus. Wir sind die ersten beiden von allen Deutschkursen der 12. und einem Teil der 11. Jahrgangsstufe, die das Schuljahr mit einer Reise in die Vergangenheit beginnen. Heute geht es für uns nach Weimar, eine Stadt mit großer geschichtlicher und kultureller Bedeutung. Schon im Bus bekommen wir die ersten Bilder, Flyer, Stadtpläne, aber auch Informationen über Weimars Bedeutung im Dritten Reich. Dieser Aspekt der Stadtgeschichte verschwindet oft im Schatten der großen Dichter und Denker, die Weimar hervorgebracht hat, und steht auch nicht im Fokus unserer Besichtigung.

Angekommen in Weimar, es ist 10:45, machen wir uns direkt auf den Weg in die Altstadt. Aufgeteilt in Kleingruppen besichtigen wir nacheinander mit Hilfe von Audioguides Goethes Wohnhaus und bekommen eine spannende Führung durch ein Museum über Goethes Leben, Liebesbeziehungen, Kindheit und seine Entwicklung als Künstler.

Schon der Eingang in Goethes Wohnhaus hinterlässt Eindruck. Wir laufen über eine speziell konzipierte Treppe, die ein schwebendes Gefühl von Erhabenheit vermitteln soll, und werden, oben angekommen, von einer Schwelle mit der Aufschrift „Salve“ hereingebeten. Schon im Empfangszimmer lässt sich Goethes Begeisterung für die Antike unschwer erkennen, denn wir blicken auf eine Sammlung unzähliger Büsten und Statuen. Jeden Raum widmet Goethe einem anderen Thema und bringt dies durch Wandfarbe, Gemälde und Einrichtung zum Ausdruck. Mit Abschluss der Haustour im Garten endet unser Einblick in das Leben des Schriftstellers und das Lebensgefühl in Weimar gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Nach dem ebenfalls höchst aufschlussreichen Museumsbesuch ist der letzte Programmpunkt des Tages eine Stadtführung. Wir verstehen, warum Weimar einst Magnet für Literatur und Kultur war, und lernen, wie die Bauhausarchitektur im Nationalsozialismus durch eine neue Architektur ersetzt wurde. Wir stehen vor dem berühmten Goethe-Schiller-Denkmal, gehen an ganz vielen Bratwurstständen vorbei und sehen einen Teil der Anna-Amalia Bibliothek, all das aber immer mit dem ehemaligen KZ Buchenwald vor den Toren der Stadt.

Erschöpft, aber gut gelaunt machen wir uns gegen 16:30 auf den Nachhauseweg. Wir haben viel gelernt, aber um Weimar in seiner ganzen Fülle an Kultur und Geschichte kennenzulernen, wäre der ein oder andere weitere Tag noch gewinnbringend.

Helene Perle und Fritz Kuntner